Arbeit, die sinnvoll kaputtgeht

von Redaktion am 5. Mai 2023 15:13 Uhr Kinder -  Lesezeit 3 min

Dedinghausen – Frederik Lauber hat einen Vogel. Eigentlich hat er sogar vier, und er baut sie auch noch selbst – ehrenamtlich in seiner Freizeit für den Schützenverein Dedinghausen. Also keine echten, sondern Holzvögel, auf die bei Schützenfesten geschossen wird. In diesem Jahr steht das Jubiläum des Schützenvereins an mit insgesamt vier Vogelschießen. Dazu braucht man natürlich auch vier Holzvögel. Und die kann man nicht einfach in einem Supermarkt kaufen. Sie werden unter strengen Regeln gebaut. Jahrelang hat dies Guido Lauber für den Schützenverein Dedinghausen gemacht. Jetzt macht es sein Sohn Frederik. Lotta Johannsmann (13) und Amy Quante (13) haben dem 19-Jährigen in seiner Werkstatt über die Schulter gesehen.

Was machst du beruflich?

Ich bin Azubi zum Elektriker für Energie und Gebäudetechnik im dritten Ausbildungsjahr.

Wie bist du auf die Idee gekommen, den Vogel zu bauen?

Mein Vater hat es viele Jahre gemacht und mir hat es immer Spaß gemacht zuzugucken. Irgendwann habe ich dann mitgeholfen. Dann wollte mein Vater es nicht mehr machen und ich wollte nicht, dass es aus dem Haus geht. Wir wissen, wie es geht und dann können wir es auch weitermachen. Und einer musste es machen, Lust dazu hatte ich schon immer.

Wie lange bist du jetzt schon „Schützenvogel-Bauer“?

Seit nun einem Jahr.

Wie lange dauert es, einen Vogel zu bauen?

Etwa 15 bis 16 Stunden pro Vogel. Und dieses Jahr müssen wir vier Vögel bauen. Wegen des Jubiläums haben wir das Kaiserschießen, das Jungschützenschießen, das normale Schießen und die Königinnen der letzten Jahre wollen auch schießen.

Aus welchen Materialien ist der Vogel gebaut?

Der Vogel darf nur aus astfreiem Weichholz gebaut werden, damit die Geschosse nicht auf die Zuschauer zurückprallen. Also Weichholz, Leim, Holzdübel und Farbe. Wir bauen den Vogel nicht aus einem Stück, sonst könnte er vielleicht beim ersten Schuss oder mit nur einem Schuss ganz runterkommen. Deswegen ist er verleimt.

Wie viele Schichten sind das?

Sechs Schichten.

Hast du immer Lust, den Vogel zu bauen oder an manchen Tagen nicht?

Mal habe ich einen Tag Lust, in den Keller zu gehen und was zu machen, und mal nicht. Ich kann’s mir, wenn ich früh anfange, aussuchen, wann ich es mache. Weil sonst sind die Sommertage weg, da will man eher mit den Freunden an den See fahren. Also lieber im Winter als im Sommer.

Wer bezahlt das Material?

Das Holz ist eine Spende. Ich bekomme vom Schützenverein eine Pauschale pro Vogel für meinen Aufwand, der ist ja auch recht groß. Von dem Geld muss ich auch Dübel, Leim und Farbe kaufen. Man verdient daran nichts. Das stört mich aber auch nicht.

Kannst du uns was zu den Flügeln sagen?

Der Jungschützenvogel bekommt eine andere Flügelform, damit es mal anders aussieht und ich es besser unterscheiden kann.

Warum sind die Flügel gebogen?

Hauptsächlich geht es um Optik, also um das Aussehen, dass die Flügel Schwung haben. Wenn man von unten in den Kugelfang hineinschaut, kann man das sehen. Das hat in den Nachbardörfern keiner. Es ist ein bisschen mehr Arbeit, aber es lohnt sich.

Wie fühlst du dich, wenn deine tagelange Arbeit dann niedergeschossen wird?

An sich schon gut, wenn er lange hält. Es ist schön zu sehen, dass die Arbeit, die man da reinsteckt auch sinnvoll kaputtgeht.

Das Interview führten Lotta Johannsmann und Amy Quante von der Jungredaktion der Dorfzeitung „Dedinghausen aktuell“ mit Unterstützung von Jennifer Kunau.

Vogel auf Diät

Guido Lauber, der bei der einzigen Arbeit hilft, die man zu zweit machen muss (Flügel einspannnen), erzählt: „In den letzten Jahren hat sich die Vogelform geändert. Da die Munition teurer geworden ist, wird der Vogel schmaler gebaut, um die Schusszahl herunterzubekommen. Die Preise für Munition haben sich mehr als verdoppelt.“