Jil spielt mit harten Bandagen auf dem Eis

von Frank Lütkehaus am 11. November 2022 14:26 Uhr Kinder -  Lesezeit 2 min

Lippstadt – Eishockey ist nichts für Weicheier. 100-Kilo-Kerle krachen mit voller Wucht in die Bande. Harte Zweikämpfe, böse Jungs und streitende Strafbankkönige gehören dazu. Genau darum schnürt Jil Berkenbusch mit großer Begeisterung ihre Schlittschuhe. Die 17-Jährige aus Erwitte geht für die U20 der Soester Bördeindianer als einziges Mädchen auf Puckjagd. Ein Wechsel in ein reines Frauenteam kommt für die angehende Erzieherin nicht in Frage: „Was soll ich denn da? Bodychecks sind dort nicht erlaubt.“

Angefangen hat alles bei einem Eislaufcamp mit ihrer Cousine, die auf dem Eis mit Vorliebe Pirouetten drehte. „Das war mir zu mädchenhaft“, grinst Jil. Die damals Elfjährige brauchte Action. Wenn schon kein American Football, dann sollte es wenigstens Eishockey sein.

Als die Iserlohn Roosters eine Nachwuchssichtung anboten, drängte Jil ihre Eltern, sie unbedingt dorthin zu kutschieren. Eigentlich war sie schon zu alt für dieses Abenteuer auf dem Eis, aber das störte sie nicht. Fest entschlossen biss sie sich durch. Jil lernte schnell. Ein halbes Jahr dauerte die Grundausbildung beim DEL-Club aus dem Sauerland.

Jil wechselte zu den U13-Bördeindianern nach Soest, mit denen sie im zweiten Jahr Meister wurde. Dieses Kunststück wiederholte sie mit der U15. Dazwischen lief es für die Erwitterin, die mittlerweile zur Kapitänin aufgestiegen war, nicht so gut. Erst legte sie ein Schlüsselbeinbruch lahm, dann kam Corona. Jetzt ist Jil wieder am Puck, in der U17 und in der U20 des Soester Eishockeyvereins – bei den Älteren als einziges Mädchen gegen nicht selten zwei Köpfe größere Konkurrenz. Die Frage, ob sie als junge Frau vielleicht geschont werde, kann Jil überhaupt nicht verstehen: „Ich werde nicht mit Samthandschuhen angefasst.“ Warum auch, schließlich teilt die 17-Jährige auch ganz gern aus, ist hart



gegen die anderen und gegen sich selbst. Die 17-Jährige gilt in ihrer Mannschaft als großer Motivator, „und mein Vater lobt mich immer, dass so viele meiner Pässe ankommen.“ In der Technik, beim Schlittschuhlaufen, gesteht Jil, könne sie sich dagegen noch verbessern.

Ohne die Unterstützung ihrer Familie wäre die Erwitterin wohl nicht so weit gekommen. Bis zu 8000 Kilometer pro Jahr sind die Berkenbuschs in Sachen Eishockey unterwegs, zum Training und zu den Spielen.

Jil lässt keine Zweifel daran, dass sie ihrer Soester Mannschaft die Treue hält. „Ich möchte so lange bei den Jungs bleiben, wie ich kann.“ Auch wenn die körperlichen Unterschiede immer größer werden, ein Wechsel in ein Frauenteam kommt für Jil nicht in Frage. Genug Mumm hat sie auf jeden Fall.