„Mama, ich will Capoeira machen“

von Stephan Risse am 12. Mai 2023 14:13 Uhr Kinder -  Lesezeit 3 min

Kampfsport bringt man vielleicht auf den ersten Blick nicht unbedingt mit Tanz, Spiel und Lebensfreude zusammen. Beim Capoeira werden aber genau diese Dinge vereint. Unser Kitz-Mitarbeiter Stephan Risse hat sich das für euch mal genauer angesehen – beim Capoeira-Training in Lippstadt.

Lippstadt – Die erste Sportart, die einem beim Land Brasilien in den Sinn kommt, ist sicherlich der Fußball. Die brasilianische Nationalmannschaft steht wie kaum eine andere für das „schöne Spiel”. Dabei gibt es auch hier bei uns in Lippstadt einen ursprünglich brasilianischen Sport, bei dem Eleganz, Lebensfreude und Wettkampf aufeinandertreffen.

Viele haben den Namen Capoeira schon einmal gehört, können jedoch damit nicht so wirklich etwas anfangen. „Capoeira ist nicht nur ein Kampfsport”, meint Trainer William Gomes Soares, „Capoeira ist Kultur, Poesie, ein Lebensstil.” Seine Erfahrungen möchte der in Sao Paulo geborene Brasilianer an die Menschen weltweit weitergeben.

Seit 20 Jahren unterrichtet er Capoeira in Deutschland und hat sich auch der Liebe wegen in Lippstadt niedergelassen. Mittlerweile ist Gomes Soares der Vorsitzende des Kultur- und Sportvereins Viva Brasil, der die brasilianische Kultur präsentieren und die Menschen miteinander verbinden möchte.

Capoeira ist dabei ein wichtiger Bestandteil. Viva Brasil bietet mehrere Kurse in Lippstadt und Umgebung an (siehe Infokasten), bei denen Interessierte die typischen Techniken der brasilianischen Kampfkunst erlernen können. „Eigentlich kämpfen wir nicht, wir spielen”, sagt William Gomes Soares über die Schönheit des Sports. Die einzelnen Bewegungen, die Namen wie Banda, Queixada oder Meia-Lua tragen, werden beim Capoeira traditionell in einer Roda, was auf portugiesisch so viel wie Kreis bedeutet, gegeneinander ausgeführt. Ein Zweikampf wird dabei in der Regel ohne Körperkontakt ausgetragen, wobei die Kontrahenten mit fließenden Bewegungen auf die Angriffe ihres Gegners reagieren.

Den Rhythmus geben die Musiker, meist erfahrene Capoeiristas, wie man die Sportler nennt, vor. Sie spielen auf typisch brasilianischen Instrumenten wie dem Berimbau, einem Musikbogen mit einem Flaschenkürbis an der Unterseite, und singen in portugiesischer Sprache. Die Roda ist ein Erlebnis, bei der sich Körperbeherrschung und Kreativität verbinden und eine ganz besondere Energie spürbar ist.

Spannend ist zudem, dass Erwachsene und Kinder den Sport gemeinsam ausüben. Eleni trainiert zum Beispiel mit ihrer kleinen Tochter Lia (5) seit Oktober jeden Freitag in der Gruppe für Kinder und Anfänger. Aufmerksam auf den Sport ist sie über die Veranstaltung „Sport im Park” geworden, auf der die beiden verschiedene Sportarten ausprobiert haben. Bis die Fünfjährige schließlich gesagt hat: „Mama, ich will Capoeira machen.” Mittlerweile ist es für die beiden zu einem wöchentlichen „Mutter-Tochter-Ritual“ geworden.

So wie Eleni und Lia geht es vielen, die mit dem Kampfsport angefangen haben und nicht mehr damit aufhören können. „Capoeira ist genau das Richtige für Leute, die Lust auf eine Alternative haben. Egal, welche Hautfarbe oder Religion jemand hat, jeder ist bei uns willkommen”, so William Gomes Soares, der noch mehr Menschen für den Sport begeistern möchte.

Ihr Können präsentieren die Capoeiristas regelmäßig bei Veranstaltungen wie dem Altstadtfest in Lippstadt. Im Juni steht zudem die Batizado an, eine Art feierliche Zeremonie, bei der die erlernten Techniken von Capoeira-Meistern geprüft werden und sich die Anfänger einen Gürtel verdienen können.

Trainingszeiten

Anfänger und Kinder trainieren mittwochs, 16-17 Uhr (Jahnsporthalle), und freitags, 17.30-18.30 Uhr (Friedrichschule Lippstadt). Kurse für Erwachsene und Fortgeschrittene finden mittwochs, 18-19 Uhr (Alte Schule Eickelborn), und freitags, 17.30-19.30 Uhr (Friedrichschule Lippstadt), statt.

www.vivabrasil-ev.de