Voll Bock auf Politik

von Ursula Vielberg am 10. März 2023 16:48 Uhr Kinder -  Lesezeit 3 min

Dass junge Leute kein Interesse an Politik haben, ist ein Vorurteil, das so einfach nicht stimmt. Vor allem die Klimakrise hat viele Jugendliche dazu gebracht, auf die Straße zu gehen und für ihre Interessen einzutreten. Allerdings organisieren sich eher wenige der politisch interessierten jungen Leute in einer Partei. David Quante hat seinen Weg in eine Partei schon früh gefunden: Vor wenigen Wochen trat der 14-Jährige der Jungen Union (JU) bei. Damit ist er das jüngste Mitglied in der Jugend-Vereinigung der CDU im Kreis. Wir haben ihn besucht.

Eickelborn – David sitzt zu Hause in Eickelborn am Küchentisch. Schwarzer Nike-Pulli, Croqs, etwas schüchternes Lächeln – ein ganz normaler Teenager. Doch dieser Eindruck ändert sich schlagartig, als der Gymnasiast (9. Klasse) beginnt, über Politik zu reden. „Wir müssen die Steuern in Deutschland senken“, sagt er. Oder: „Wir müssen Wirtschaft und Klima zusammendenken. Das Geld, das Klimapolitik kostet, muss auch erwirtschaftet werden.“ Es klingt nach Überzeugung. Seit Jahren schon interessiert sich David für politische Zusammenhänge. Nachrichten-Sendungen sind seine Daily Soap. Um 20 Uhr sitzt er jeden Abend vor dem Fernseher und wartet auf die Tagesschau. Er liest Bücher wie „Deutschlands politisches System“ und lässt sich zu Weihnachten Rhetorik-Bestseller schenken.

David sagt: „Ich möchte Politik aktiv mitgestalten und verändern.“ Wäre er aktuell Bundeskanzler, würde er als erstes das Bürgergeld neu ordnen. David: „Ich bekomme mit, wie hart meine Mutter für ihr Geld arbeiten muss. Da finde ich es nicht okay, wenn andere, die arbeitsfähig sind, fürs Nichtstun bezahlt werden. Anders ist es bei Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht erwerbsfähig sind.“

Seine nächste Maßnahme als Kanzler: Er würde Klimakleber an Einsatz-Kosten beteiligen. Der Schüler des Evangelischen Gymnasiums, der nicht nur im Fach Politik eine 1 hat: „Wenn sich Klimaschützer auf der Straße festkleben und damit Ordnungswidrigkeiten begehen, sollten sie die Polizei-Kosten selber tragen müssen. Klimaschutz ist ein wichtiges Thema, aber er legitimiert keine Straftaten, bei denen man auch noch leichtfertig mit dem Leben anderer spielt.“

Auch lokalpolitisch möchte er Änderungen anschieben. David: „Es fühlt sich so an, dass uns hier in Eickelborn sehr viele Flüchtlinge zugeteilt wurden. Das ist per se nichts Schlechtes. Aber unser Dorf kommt an seine Belastungsgrenze. Ich würde mir wünschen, dass die Verteilung der Flüchtlinge prozentual zur Einwohnerzahl geschieht.“

David, der beim SuS Cappel Fußball spielt, kann sich gut vorstellen, später Berufs-Politiker zu werden. „Vielleicht gehe ich aber auch in die Wirtschaft.“ Ein bisschen Zeit zum Überlegen hat er ja noch.

Nächsten Monat steht erst einmal der Höhepunkt seiner jungen Polit-Karriere an: David absolviert sein zweiwöchiges Schüler-Praktikum beim Bundestags-Abgeordneten Hans-Jürgen Thies in der Hauptstadt. Platz der Republik 1 in 11011 Berlin – so lautet Davids Praktikums-Adresse. Und wer weiß, vielleicht später auch mal seine Büro-Anschrift?

Parteien im Kreis

Im Kreis Soest gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich in Jugend-Organisationen von Parteien zu engagieren. Neben der Junge Union gibt es die Jungen Liberalen (JuLis), die Jugend-Vereinigung der FDP, die Grüne Jugend, die zu der Partei Bündnis90/Die Grünen gehören, und die Jungsozialisten (Jusos), die Jugend-Organisation der SPD. Eintreten kann man ab 14 Jahren bzw. bei der Grünen Jugend ab 15 Jahren.