Porträt: Dr. Bastian Weber setzt als Soester SPD-Landratskandidat auf Qualifikation und Kompetenz

von Redaktion am 25. August 2025 15:14 Uhr Kreis -  Lesezeit 5 min

Von Ludger Tenberge

Kreis Soest – Immerhin: Das Treffen mit dem SPD-Landratskandidaten Dr. Bastian Weber nachmittags um 17 Uhr vor dem Soester Bahnhof kann pünktlich beginnen. Angesichts der vielen Zugausfälle und Verspätungen ist das nicht selbstverständlich. Einen Wahlkampftermin im Ostkreis musste Weber vor einiger Zeit sausen lassen, weil die Zugverbindung außerplanmäßig schon in Hamm endete. Dass der Soester, der regelmäßig zu seinem Arbeitsplatz als Staatsanwalt nach Münster pendelt, das Thema Mobilität besonders wichtig findet, überrascht daher nicht.

Außenstehende zeigen sich vielleicht eher überrascht über eine Kandidatur in seinem Alter – der promovierte Jurist ist gerade mal 32 Jahre alt. Doch mit diesem Umstand geht Weber offen um, indem er es selbst proaktiv anspricht; auch weil andere Mitbewerber gerne auf sein Alter anspielen. Weber bekräftigt dagegen, dass nicht das Alter entscheidend sei, sondern Qualifikation und Kompetenz.

Andererseits ist der angestrebte Posten nicht immer vergnügungssteuerpflichtig. Als Landrat wäre er Chef von 1600 mal mehr, mal weniger zufriedenen Mitarbeitern; er hätte ein Haushaltsvolumen von aktuell 630 Millionen Euro zu verantworten, inklusive der wiederkehrenden Kritik aus den Kommunen über eine zu hoch empfundene Kreisumlage; nicht zu vergessen der öfters formulierte Unmut der Bürger, zum Beispiel über gefühlt allzu viele Schlaglöcher in den 78 Kreisstraßen.

Diese Seite des Amtes will Bastian Weber keineswegs leugnen, ihn reizt jedoch etwas anderes: Er möchte in den Vordergrund stellen, welche Gestaltungsmöglichkeiten mit dem Posten verbunden sind. „Es geht darum, was positiv verändert werden kann.“ Natürlich müsse man berechtigte Kritik ernst nehmen, es komme aber auch darauf an, zum Beispiel mit den Kommunen mehr den Dialog zu suchen, anstatt von oben durchzuregieren. „Und bei einem Thema wie der Kreisumlage muss man natürlich schauen, dass jeder Euro, den man ausgibt, sinnvoll eingesetzt wird.“ Dazu müsse man aber auch wissen, dass sogenannte freiwillige Leistungen oft gar nicht so freiwillig sind, wenn es zum Beispiel um Frauenhäuser oder Tierheime geht.

Als gebürtiger Soester ist die Verwurzelung mit dem Kreis naturgemäß gegeben. Und wie will er die Lippstädter, Geseker oder Warsteiner überzeugen, die bisweilen eine zu starke Zentrierung auf Soest beklagen? Bei entsprechender Kompetenz sei die Herkunft eher sekundär, lautet die Antwort: „Der Kreis Soest ist sehr vielschichtig, eine Person, die alles vereint, wird es sowieso nicht geben.“ Dies soll sich auch bei den Themenschwerpunkten gemäß dem Motto „Ein Kreis, fünf Statements“ wiederfinden.

Mobilität, Nahverkehr

„Mobilität ist kein Selbstzweck“, sagt Bastian Weber. Mobilität sei vor allem auch wichtig wegen der Teilhabe. Gleichzeitig gehe es ihm um weniger Individualverkehr. Nicht jeder müsse ein Auto haben, notwendig sei jedoch, dass die Menschen auch ohne Auto gut von A nach B kommen. Beispiele dafür, dass dies derzeit im Kreis oft schwierig ist, gebe es genug. Wer von Soest nach Münster oder Lippstadt muss, werde mit dem halbstündigen Bahntakt gut bedient, von Soest an die Möhne zu kommen, sei jedoch am Wochenende allenfalls alle zwei Stunden möglich. Ähnlich sehe es von Lippstadt nach Rüthen aus, und in Kallenhardt sei man dann noch lange nicht. Daher müsse es weitere Angebote geben, zum Beispiel mit den Helmo-Bussen: „Da darf man sich nicht ausruhen auf dem Erreichten.“

Kreisjugendamt

Wenn es um Sicherheit, Kriminalität und Prävention geht, besitzt das Kreisjugendamt Weber zufolge besondere Bedeutung. „Ich weiß, was die Jugendämter im Kreis ausmachen“, sagt Weber und verweist auf seine Erfahrungen als Jugend-Staatsanwalt und aus seinem ehrenamtlichen Engagement in der Jugendarbeit. Einerseits gehöre Kriminalität in einem gewissen Rahmen zum Erwachsenwerden, zum Ausprobieren dazu, die Jugendämter müssten jedoch rechtzeitig erkennen, wo sie eingreifen müssen. „Jeder Euro, den man in die Jugendlichen investiert, wird sich irgendwann auszahlen. Prävention ist billiger als die Justizvollzugsanstalt.“

Bildung und Förderung

Kinder und Jugend hat der Landratskandidat der SPD auch bei seinem dritten Schwerpunkt im Blick. Dies auch, weil der Kreis zuständig sei für besondere Aufgaben, die von den einzelnen Kommunen nicht geleistet werden können. Als Beispiel nennt Weber die Peter-Härtling-Schule in Werl, die als Förderschule Emotionale und Soziale Entwicklung in Trägerschaft des Kreises betrieben wird. Trotz aller Bemühungen um die Inklusion müsse es auch solche individuellen Angebote geben. Förderschulen seien wichtig, damit Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf angemessene Bildungswege geboten werden können.

Gesundheit und Versorgung

Besondere Herausforderungen sieht Weber in dem Bereich der Gesundheitsversorgung. „Wir merken ja, wie vieles sich wandelt.“ Beispiele seien die Krankenhausfusionen in Lippstadt und Soest. Die gesundheitliche Versorgung müsse trotz aller Einsparungen gegeben sein. Angesichts der Diskussionen um Schwangerschaftsabbrüche erlebe man in Lippstadt derzeit, was eine Fusion bedeuten kann, obwohl Schwangerschaftsabbrüche grundsätzlich verfassungsmäßig möglich sind.

Gefordert sei der Kreis bei der Gesundheitsfürsorge auch bezüglich der Koordinierung, zum Beispiel bei der Personalgewinnung für die Pflege. „Hier geht es auch darum, dass man Fachkräfte aus dem Ausland gut abholt, um ihnen die Integration zu erleichtern.“

Wohnungsbau

Die Schaffung von Wohnraum ist Weber zufolge ein weiteres bedeutendes Thema. Ein Beispiel ist für ihn das Projekt „Waester Wohnen Warstein“, wo auf einer Brachfläche ein neues Quartier mit größeren und kleineren Wohnungen für Jung und Alt entstehen soll. „Wir müssen den Wohnungsbau an den Bedürfnissen der Menschen anpassen“, betont Weber. Darauf ziele auch der Vorschlag der SPD-Fraktion im Kreistag für eine Wohnungsbaugesellschaft ab. Dadurch könne entsprechender Wohnraum eher geschaffen werden als durch private Investoren.

 

++++ Das ist Bastian Weber ++++

Alter: 32
Wohnort: Soest
Beruf: Staatsanwalt, Staatsanwaltschaft Münster; 2018 bis 2021 und ab 2024 Lehrbeauftragter der Hochschule des Bundes, Fachbereich Finanzen, Vorlesungen in Verfassungsrecht
Familienstand: ledig
In der Partei seit: 2017
Politische Schwerpunkte: Sicherheit und Ordnung, Soziales und Jugendhilfe, bezahlbarer Wohnraum.
Posten: Mitglied des Stadtentwicklungsausschusses der Stadt Soest; Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Soest
Politisches Vorbild: Willy Brandt

Persönliche Interessen: Unter anderem seit 2008 Messdienerleiter bei der Heilig-Kreuz-Gemeinde Soest, bis 2024 Vereinsschiedsrichterwart der Volleyball-Abteilung des Soester TV; Volleyball und Musik (Geige).

 

++++ Entweder oder... ++++

Wenn es um Sport geht: Fußball oder Handball?

Handball

Fahrrad oder Auto?

Fahrrad. Ich habe selbst kein Auto, ich kann bei Bedarf aber das meiner Eltern nutzen.

Beim Schützenfest: Tanzfläche oder Theke?

Theke

Buch oder Kinofilm?

Beides, auch als Hörbuch

Lieblingsfilme?

Das werden die einen wie die anderen nicht verstehen, ich finde beides gut: Star Trek und Star Wars.

Schnitzel oder Tofu?

Schnitzel

 

++++ Serie ++++

„Ein Kreis, fünf Statements“ lautet der Titel unserer Serie, in der wir Ihnen die Landratskandidaten näher vorstellen. Die Kandidaten nennen uns fünf Orte in der Region, die ihnen aus kreispolitischer Sicht besonders wichtig sind. An einem der fünf Orte kommen sie mit ihren Plänen und Ideen zu Wort. Darüber hinaus stellen wir im Gespräch auch den Menschen hinter dem Kandidaten vor.