Rätsel um einen großen Maler

von Redaktion am 27. März 2024 19:43 Uhr Kinder -  Lesezeit 2 min

Von Thomas Felder

Es ist kaum zu glauben, aber wohl wahr: Von einem der größten Maler aller Zeiten wissen wir so gut wie – nichts! Mathis oder Matthias Grünewald wird er in der Kunstgeschichte genannt. Aber das ist mit Sicherheit nicht sein richtiger Name. Der könnte Mathis Gothart-Nithart gelautet haben. Aber wer weiß? Unklar ist auch, wann dieser Maler zur Welt kam – und wo. Sein Geburtsjahr wird um 1470 vermutet, sein Geburtsort könnte Würzburg gewesen sein – oder Aschaffenburg im heutigen Bundesland Bayern. Alles klar, Herr Kommissar? Fragen über Fragen.

Fraglos zu seinem berühmtesten Werk gehört der Isenheimer Altar, den man im Unterlinden-Museum in der Stadt Colmar im Elsass/Frankreich bewundern kann. In den Wochen vor und nach Ostern werden immer wieder vor allem zwei Bilder dieses Isenheimer Altars in Zeitungen und Zeitschriften, im Fernsehen, natürlich auch in Kirchen, gezeigt – im Internet kann man sie natürlich auch jederzeit abrufen. Grünewald malte den gekreuzigten Jesus und den auferstandenen Christus.

Der Künstler hat das in einer Art und Weise gemacht, die einem nicht mehr aus dem Kopf geht, selbst wenn man nur ein Foto davon gesehen hat. Wie Jesus am Kreuz hängt, verrenkt und voller Schmerzen, der geschundene Körper grünlich-gelb, wie seine Lippen blassblau über den Zähnen klaffen – das tut schon beim Hinschauen weh.

Und dann der Auferstandene: Christus steigt am Ostermorgen aus dem Grab empor, die Grabtücher wie eine Schleppe hinter sich herziehend. Sein verklärter Leib, vor allem aber sein Gesicht, leuchten. Helle Gelbtöne herrschen vor, es scheint sich alles in Gold aufzulösen. Man kann es nicht beschreiben, man muss es anschauen. „Nie wieder ist das Wunder der Auferstehung derart bezwingend als Vision von Farbe und Licht gestaltet worden“, heißt es dazu in einem Buch über den Isenheimer Altar.

Werke für
die Ewigkeit

Zwar wissen wir so gut wie nichts über den Maler Grünewald als Menschen, aber klar ist, dass er seine Werke an einer Zeitenwende schuf. Sie war durch die Bauernkriege und vor allem durch Martin Luthers Reformation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gekennzeichnet. Eine Reihe von Bildern gab der Erzbischof von Mainz, ein mächtiger Kirchenfürst, bei Grünewald in Auftrag.

Nach Grünewalds Tod wahrscheinlich im Jahr 1528 in Halle im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt war der Maler über Jahrhunderte völlig vergessen. Erst in der Neuzeit wurde er wiederentdeckt, vor allem durch den Expressionismus, eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue Stilrichtung in der Kunst. In einem Buch über den Isenheimer Altar heißt es, dass Grünewald mit seiner Kunst das menschliche Schicksal unter dem Zeichen der Ewigkeit zeigen wollte. Wer Grünewald wirklich war – Forscher rätseln immer noch. Vielleicht werden sie das Rätsel Grünewald nie lösen und wahrscheinlich ist das auch gut so. Seine Kunst spricht ohnehin für sich.