Ihr könnt alles sein

von Redaktion am 16. Februar 2024 09:01 Uhr Kinder -  Lesezeit 2 min

Frauen werden Erzieherinnen oder Pflegerinnen, und die Männer leiten Unternehmen oder reparieren Autos. So sehen die Vorstellungen in unserer Gesellschaft oft aus. Dabei ist es doch egal, welches Geschlecht man hat. Viel wichtiger für die Berufswahl sind die Begabungen und das Können.

VON VANESSA MOESCH

Kreis Soest/Höingen – Am Girls’ Day und am Boys’ Day am Donnerstag, 25. April, gehen Mädchen für einen Tag in einen eher technischen oder Handwerksberuf und die Jungen in soziale und erzieherische Berufe oder in die Gesundheits- und Pflegeberufe. „Diese Projekte sind sehr sinnvoll, denn es ist das erste Zusammentreffen von Schülern und verschiedenen Berufsfeldern. An diesem Tag können sie herausfinden, was sie mögen und was nicht“, sagt Ulla Schneider von der Kommunalen Koordinierungsstelle Übergang Schule-Beruf HSK.

Andrea Bergmann von der Kommunalen Koordinierungsstelle Übergang Schule-Beruf im Kreis Soest sieht einen Nutzen darin, dass gerade solch ein „Schnuppertag“ die Schüler präge. Schließlich könne man sich nur für etwas entscheiden, das man auch kenne. Natürlich erfordere es auch Mut, den Schritt in den Berufsdschungel zu wagen und etwas auszuprobieren. Und schämen müssten sich die Schüler ohnehin nicht, wenn die Jungen in einen „klassischen Frauenberuf“ und die Mädchen in einen „klassischen Männerberuf“ schnuppern, denn genau dafür sei das Angebot da.

„Mädchen sind in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) unterrepräsentiert. Mit weiblichen Vorbildern in dieser Branche können Mädchen sich vielleicht mit diesen Berufen besser identifizieren“, sagt Jana Fey von der Wirtschaftsförderung Kreis Soest. Auch bei den Handwerksberufen ist die Frauenquote niedrig. „Aktuell gibt es über 130 Ausbildungsberufe im Handwerk mit sehr guten Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten. Da ist für jeden was dabei“, ist Kevin Güner von der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe überzeugt.

Doch gerade bei den Handwerksberufen gebe es veraltete Vorstellungen, die besonders auf die Arbeitsweise abzielen. „Heutzutage gibt es viele Entlastungsmöglichkeiten, und niemand muss mehr kiloschwere Balken auf den Baustellen tragen, dafür gibt es Kräne“, nennt Güner ein Beispiel für die Entwicklung im Handwerk.

Und trotzdem: Mädchen in Männerberufen und Jungen in Frauenberufen? Für einige Eltern ist das auch heute noch unvorstellbar. Da ist Elternarbeit gefragt. Denn Eltern haben oft ein starres Blickfeld, spielen aber eine große Rolle bei der Auswahl des Berufs, so Lisa Plum von der Industrie- und Handelskammer Arnsberg Hellweg Sauerland.

„Eltern sollten unterstützend wirken, was die Wahl der Berufe angeht. Da reicht es auch schon, eine kleine sprachliche Veränderung vorzunehmen und nicht nur zu sagen ‘Du kannst Arzt werden’, sondern ‘Du kannst Ärztin werden’. Damit werden auch die Mädchen ermutigt, in die heutigen Männerdomänen einzusteigen“, sagt Andrea Bergmann.

Durch Anpassung der Sprache und Ermutigung, sich auch mal in andere Berufsfelder zu wagen, kann das starre Rollendenken aufgebrochen werden und Jugendliche haben die Chance, sich auszutesten.