„Ich bin ein moderner Patriot“: Darum will Christof Rasche (FDP) Landrat im Kreis Soest werden

von Redaktion am 1. September 2025 16:00 Uhr Kreis -  Lesezeit 4 min

Von Ulrike Dietz

Kreis Soest – „Lösungen für den Kreis Soest“, verspricht Christof Rasche großformatig von einem Wahlplakat, zum Beispiel am Ortseingang von Erwitte – und gibt sich darunter kumpelhaft: „Am 14.9. Christof wählen.“ Der FDP-Mann kommt als lockerer Typ rüber, spricht seine Wähler im Video (siehe QR-Code) mit „Du“ an.

Zumindest in seiner Heimatstadt Erwitte dürfte „Christof“ auch fast jeder kennen – er ist Fraktionsvorsitzender der Liberalen im Stadtrat und sitzt für seinen Wahlkreis seit 2000 im Landtag. Von Düsseldorf soll es jetzt nach Soest gehen: ins Kreishaus. Zum ersten Mal wirft der 63-Jährige den Hut für das Landratsamt in den Ring.

„Ich bin ein moderner Patriot“, sagt Rasche über sich selbst. Einen „Rückschritt“ würde der Postenwechsel für ihn daher nicht bedeuten. „Wilhelm Riebniger hat das so gemacht, Heiner Frieling will es, beide CDU.“ Berivan Aymaz von den Grünen, Vizepräsidentin des Landtags, wolle Oberbürgermeisterin in Köln werden, nennt der Erwitter ein weiteres Beispiel. Und: „Marc Herter war Parlamentarischer Geschäftsführer im Landtag und Landesvorsitzender der SPD – er wurde Oberbürgermeister in Hamm. Also für alle Parteien ein normaler Vorgang.“

Heimat – und damit auch der Kreis Soest – ist für den Liberalen eine Herzensangelegenheit. „Ich bin hier geboren und lebe hier, das soll so bleiben“, stellt er klar. „Ich will eine faire Politik für den ganzen Kreis Soest.“ Denn bei einigen Parteien sei die Dominanz des Altkreises Soest schon „sehr groß“.

Seit der kommunalen Neuordnung 1975 hatte der Kreis Soest vier Landräte – allesamt CDU-Mitglieder. Seine Kandidatur sei trotzdem nicht aussichtslos, glaubt Rasche. „In Erwitte holen wir seit 20 Jahren weit überdurchschnittliche Ergebnisse“, nennt er ein Argument. Bei der letzten Kreistagswahl habe er in seinem Wahlkreis mit 24 Prozent vor der SPD gelegen. „Viele Menschen, auch aus anderen politischen Lagern, sagen mir, die Stichwahl ist möglich. Dann sehen wir weiter“, so der Liberale.

Doch womit will der Liberale ein für die FDP überdurchschnittliches Wahlergebnis bei der Landratswahl erreichen? Wir haben Rasche nach den Top Fünf auf seiner politischen Agenda gefragt.

Ehrenamt

Der Ort, an dem wir den Landratskandidaten treffen, spiegelt Punkt eins auf der Liste wider: Das Ehrenamt. Herausgepickt hat sich Christof Rasche den relativ frisch erweiterten und renovierten Feuerwehr-Stützpunkt in Erwitte.

Die Brandschützer in seiner Heimatstadt seien „ein gelebtes Beispiel für vorbildliche ehrenamtliche Arbeit“. Und letztere zu unterstützen, sei „eine zentrale Aufgabe des Landrates“.

Es gebe viele Beispiele, wo der Kreis den Vereinen helfen könne. „Die Sicherheitskonzepte von Veranstaltungen im Karneval und bei Schützenfesten, die Abnahme der Vorrichtungen beim Vogelschießen – es gibt viele Themen, wo es einfacher und partnerschaftlicher geht“, ist der gelernte Bankkaufmann überzeugt.

Seine Forderung ist übrigens nicht ganz uneigennützig: Rasche selbst ist auf vielen Ebenen im Ehrenamt aktiv: Er ist oder war Vorstandsmitglied und Schützenkönig im Schützenverein, Pressewart bei den Handballern des TuS Anröchte, Vorsitzender des Stadtsportverbandes – um hier nur ein paar Beispiele zu nennen.

Umlagen senken

Christof Rasche wirbt für eine „Kommunikation auf Augenhöhe“ zwischen dem Kreis und seinen 14 Kommunen, beziehungsweise deren Bürgermeistern und Kämmerern. „Die Umlagen, die von den Städten und Gemeinden zu zahlen sind, steigen von Jahr zu Jahr“, mahnt der FDP-Mann an. „Es darf nicht passieren, dass die Kommunen nicht mehr investieren können und sogar die Steuern erhöhen müssen, weil der Kreis über seine Verhältnisse lebt“, meint er. „Hier benötigen wir dringend rasche Lösungen.“

Gewerbe und Verkehr

„Wir brauchen mehr Fläche für Gewerbegebiete und Bauplätze“, ist Christof Rasche überzeugt. „Wer von Flächenfraß spricht, hat die Probleme von Bedarf, Wettbewerbsfähigkeit und hohen Mieten nicht verstanden.“ Der Landratskandidat spricht sich für die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren aus.

Und: „Der Lkw-Verkehr wird bis 2050 extrem wachsen, deshalb müssen wir die Infrastruktur sanieren und ausbauen.“ In diesem Zusammenhang hält der FDP-Mann die beiden Autobahnlückenschlüsse A46 und A445 sowie die Umgehungsstraßen in Erwitte und Warstein für unerlässlich.

Eine Reaktivierung der WLE-Trasse für den Personenverkehr ist mit dem Erwitter hingegen eher nicht zu machen. Stattdessen will er sich für bessere Busverbindungen von Rüthen über Anröchte nach Soest einsetzen. Gleiches gelte für individuelle Angebot wie Helmo.

Tourismus

„Der Möhnesee ist eine fantastische Urlaubsregion“, wirbt Rasche für heimische Tourismus-Ziele. „Die Achse Möhnesee, Soest, Bad Sassendorf gehört zu den schönsten Regionen in NRW.“ Die Strahlkraft der Region sei enorm – von der Allerheilgenkirmes in Soest und den Erwitte Open bis hin zur Deutschlandtour im Radfahren in Hirschberg, dem Big Day Out und vielem mehr.

Gesundheit

„Wir müssen eine wohnortnahe ärztliche Versorgung sicherstellen“, so der FDP-Kandidat. Dass Schwangerschaftsabbrüche in Lippstadt nicht mehr möglich sind, „halte ich für einen schweren Fehler. Kirchenrecht darf nicht vor Grundrecht gehen“. „Das Rettungszentrum in Soest müssen wir stärken“, so Rasche weiter. Und die Polizei habe mehr Wertschätzung verdient.

 

+++ Das ist Christof Rasche +++ 

Alter: 63
Wohnort: Erwitte
Beruf: Landtagsabgeordneter, gelernter Bankkaufmann
Familienstand: in einer festen Beziehung
In der Partei seit: 1983
Politische Schwerpunkte: Verkehr, Wirtschaft, Sport

Posten: seit 2000 Landtagsabgeordneter, aktuell Vizepräsident des Landtags, seit 1994 Vorsitzender der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Erwitte, Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Westfalen Süd, Mitglied im FDP-Landesvorstand.
Politisches Vorbild: Ludwig Erhard und Hans-Dietrich Genscher

Persönliche Interessen: Sport, Ski, Wandern, ehrenamtlich engagieren, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, Pressearbeit für den TV Erwitte, aktiver Schützenbruder.

 

+++ Entweder, oder?! +++

Fahrrad oder Auto? In der Stadt das Fahrrad, ansonsten beides

Freibad oder Strand? Strand

Bratwurst-Stand oder Sterne-Restaurant? Bratwurst-Stand

Soest oder Lippstadt? Alle 14 Städte und Gemeinden des Kreises Soest

Bahn oder Flugzeug? Bahn

Taylor Swift oder Helene Fischer? Helene Fischer

Ruhrpott oder Rheinland? Ganz NRW, inklusive des Kreises Soest.

 

+++ Serie +++

„Ein Kreis, fünf Statements“ lautet der Titel unserer Serie, in der wir Ihnen die Landratskandidaten näher vorstellen. Die Kandidaten nennen uns fünf Orte in der Region, die ihnen aus kreispolitischer Sicht besonders wichtig sind. An einem der fünf Orte kommen sie mit ihren Plänen und Ideen zu Wort. Darüber hinaus stellen wir im Gespräch auch den Menschen hinter dem Kandidaten vor.