Unternehmen Titelverteidigung: Arne Moritz tritt für die CDU ein zweites Mal als Bürgermeisterkandidat in Lippstadt an

von Ursula Vielberg am 2. September 2025 14:53 Uhr Lippstadt -  Lesezeit 5 min

Lippstadt – Arne Moritz (55) gehört noch zu den Bio-Bikern. Das hat nichts mit ökologischer Überzeugung zu tun. Als Bio-Biker bezeichnet man im Radjargon jene Fahrer, die noch ohne Akku-Unterstützung unterwegs sind. Muskelkraft statt Motor-Power. Auf unserer gut fünf Kilometer langen Flachetappe rund um Lippstadt war das keine Herausforderung.

Ungleich anstrengender wird es da für den Rathauschef beim Unternehmen Titelverteidigung. Moritz, vor fünf Jahren mit 51,6 Prozent zum Bürgermeister von Lippstadt gewählt, will seinen Amtstitel behalten. Doch gleich fünf Mitbewerber arbeiten daran, den Kandidaten der CDU abzulösen. Landesweit ist das Füllhorn der Bürgermeister-Bewerber nicht außergewöhnlich – 59 von 396 Kommunen in NRW verzeichnen sechs oder mehr Kandidierende für den Rathaus-Chefsessel. Doch in Lippstadt gab es nie zuvor so viele Anwärter. Lässt das Rückschlüsse auf seine Arbeit zu? „Nein“, urteilt Moritz. „Die Stadt war bei mir in guten Händen. Es waren fünf erfolgreiche Jahre.“ Selbstbewusstsein gehört zum Inventar des gebürtigen Freiburgers. Sieger zweifeln nicht, Zweifler siegen nicht.

Den Vorwurf einiger Ratsmitglieder, er sei ein Bürgermeister, der vornehmlich für die Ziele der CDU eintritt, weist Moritz zurück. „Ich bin absolut neutral. Ich behandle alle Fraktionen und Personen gleich. Das betrifft ebenfalls Ratsfraktionen wie AfD oder Linkspartei, auch wenn ich deren politische Ausrichtungen in keiner Weise teile.“

Seine erste Amtszeit war vom Start weg herausfordernd: Moritz (zuvor zehn Jahre Mitglied im NRW-Landtag) legte mitten in der Pandemie los, musste sich bei Tornado, Hacker-Angriff, Energie- und Flüchtlingskrise beweisen. Als Wegmarken seines Schaffens nennt er den Erwerb von Union-Gelände und Therme-Grundstück, die Perspektive für das Lehrschwimmbecken Dedinghausen und den Hochwasserschutz. Auf seinen Wahlplakaten hat er zudem hinter dem Schlagwort „Neues Klinikum“ ein Häkchen gesetzt wie auf einer abgearbeiteten To-Do-Liste. Nachfrage: Welchen Beitrag leistet ein Bürgermeister, wenn zwei kirchliche Krankenhäuser fusionieren? Als ehemaliger Landtagsabgeordneter der CDU habe er einen guten Draht zur Landesregierung, speziell zu Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, so Moritz. Er habe sein Netzwerk genutzt, um Fördergelder in Höhe von 100 Millionen Euro für das neue Klinikum zu sichern.

Was Laumann und Moritz übrigens verbindet, ist ihr Faible für Schützenfeste. Nicht zufällig hat der Bürgermeister dann auch einen Schützenplatz als erstes Etappenziel der Radtour gewählt.

Schützenhalle Lipperode

Feier-Verbot im Herzen des Dorfes! Seit über 50 Jahren streitet sich der Lipperoder Schützenverein mit einem Nachbarn über die Nutzung von Schützenhalle und -platz. Vor neun Monaten erteilten die Richter ein Party-Verbot – aber nicht aufgrund des Lärms, sondern weil keine Baugenehmigung für das 1908 errichtete Gebäude vorliegt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, es wurde Revision eingelegt. Moritz empört: „Das Schützenwesen steht für Tradition, Brauchtum und Ehrenamt, es ist ein Fest, bei dem Gemeinschaft gelebt wird. Es kann nicht sein, dass Einzelne versuchen, ihren Willen ohne Rücksicht auf die Dorfgemeinschaft durchzusetzen.“ Er will für eine Kompromiss-Lösung kämpfen.

Polizeiwache

Die Polizeiwache wurde symbolisch für das Wahlkampf-Thema Sicherheit gewählt. Die Kriminalitätsstatistik in Lippstadt sei zwar nicht so düster wie in anderen Städten, so der Rathauschef. Dennoch hätten viele Bürger ein mulmiges Gefühl, wenn sie nachts über die Einkaufsstraße gingen. Moritz will eine punktuelle Videoüberwachung (z.B. am Bahnhofsvorplatz und in der Lange Straße). Zudem soll ein kommunaler Ordnungsdienst ins Leben gerufen werden. Sein Sinn für Sicherheit zeigt sich auch auf der Radtour. An einer Zwischenstation wundert er sich, als man beim vierstelligen Zahlenschloss nur eine Ziffer umstellt. Viel zu fahrlässig, kritisiert er. Bei einem anderen Stopp hat Moritz ein ungutes Gefühl, die Fahrräder für einen Moment unabgeschlossen aus den Augen zu lassen.

Neben Sicherheit steht auch Sauberkeit auf seiner Wahlkampf-Agenda. Bei Altglas- und Altkleider-Containern sollen ebenfalls Kameras aufgestellt werden, um Müllsünder überführen zu können. Er möchte zudem Vergehen mit „deutlich höheren Bußgeldern“ ahnden.

Union-Gelände

Kreativ-Quartier – das ist Moritz’ Arbeitstitel für die sechs Hektar große Fläche, auf der bisher nur Südtangente und Feuerwache fest eingebucht sind. Der Bürgermeister will hier eine „Location schaffen, die lebt“ und die Fläche „gemeinsam mit der Bevölkerung entwickeln.“ Noch herrscht die große Ideen-Freiheit. Escape-Room, Indoor-Golf, Ausstellungsräume, Loft-Wohnungen, ein Proberaum für Bands, Gastronomie-Betriebe – vieles kann sich Moritz an dieser Stelle vorstellen. Zwei Sachen allerdings schließt er aus. „Ein Einkaufszentrum ist für mich ein absolutes No-Go“, sagt er. Erstens, weil eine Shopping-Mall „nicht mehr zeitgemäß“ sei. Zum anderen würde man mit ihr die Innenstadt schwächen. Auch ein Möbelhaus sei keine Option. „Gespräche haben ergeben, dass keine großen Einrichtungshäuser mehr gebaut werden“, weil auch in dieser Sparte der Online-Handel trendet.

Kanustrecke und Stiftswehr

An keinem anderen Punkt in der Stadt zeigt die Lippe so plakativ ihre zwei Gesichter: unvorhersehbare Naturgewalt und Fun-Element. Oder anders: moderner Hochwasserschutz auf der einen Seite, packender Kanusport auf der anderen. Elf Mio. Euro hat das Bau-Duett an der Burgmühle den Steuerzahler gekostet. Nun sollen mit einer künstlichen Welle noch die Surfer in die Stadt geholt werden. Für Moritz „ein Herzensprojekt“, das „in 2026 realisiert werden soll.“ Sponsoren übernehmen die Kosten in Höhe von 300 000 Euro.

Getreu dem städtischen Leitbild „Licht, Wasser, Leben“ will der Rathaus-Chef die Lippe mit noch mehr Leben und Glitzer füllen. Ihm schwebt eine Wasserbühne im Grünen Winkel und ein Sandstrand am Lippe-Ufer vor. Zum Thema Hausboote entgegnet er: „Wohnen auf der Lippe – warum nicht?“

Marktplatz

Endpunkt unserer Radtour ist der Marktplatz, der zum Zankapfel der Fraktionen geworden ist, Stichwort Museums-Anbau. Hier vertritt Moritz die Linie der CDU, sagt: „Ich stehe dafür, dass der Platz nicht großflächig bebaut wird.“ Parkfläche, Herbstwoche und Wochenmarkt dürften nicht eingeschränkt werden, so sein Plädoyer. Ein Bild, wie der Platz mit einem Museums-Anbau aussehen würde, können sich die Lippstädter noch vor der Wahl machen. Am kommenden Dienstag (9. September) tagt das Preisgericht des Architekten-Wettbewerbs. Die drei Sieger-Entwürfe werden zeitnah veröffentlicht. Moritz abschließend: „Die Lippstädter sollen selber über die Zukunft des Marktplatzes entscheiden. Weil er ein prägender Ort ihrer Stadt ist.“

 

++++ Arne Moritz ++++

Alter:

55

Wohnort:

Lippstadt (Innenstadt)

Beruf:

Bürgermeister

Familienstand:

ledig

Politische Schwerpunkte:

Verkehrs- und Sicherheitspolitik

Persönliche Interessen:

Skifahren

In der Partei seit: 1989 (JU), 1990 (CDU)

 

++++ Entweder oder?! ++++

Bar zahlen oder mit Karte?

In bar

Film oder Serie?

Film

Berge oder Meer?

Berge

Snooze-Taste oder sofort aufstehen?

Sofort aufstehen

McDonald’s oder Burger King?

McDonald’s

Nachteule oder früher Vogel?

Nachteule

Verbrenner oder E-Auto?

E-Auto

 

++++ Serie ++++

„Fünf Kilometer, fünf Statements“ lautet der Titel unserer Serie, in der wir Ihnen die Bürgermeisterkandidaten näher vorstellen. Die Kandidaten radeln mit uns zu Orten, die ihnen aus kommunalpolitischer Sicht besonders wichtig sind. Hier kommen sie mit ihren Plänen und Ideen zu Wort. Darüber hinaus stellen wir im Gespräch auch den Menschen hinter dem Kandidaten vor.