Trotz Corona nicht vergessen: Patriot-Weihnachtsspende geht an "Vergissmeinnicht"

von Redaktion am 19. Dezember 2021 15:43 Uhr Blog -  Lesezeit 4 min

Das Coronavirus ist das alles beherrschende Thema, wodurch die Gefahr besteht, dass manch andere Dinge in Vergessenheit geraten. Umso wichtiger ist es, in diesen turbulenten Zeiten nach links und rechts zu schauen und die Mitmenschen, die schon vorher ein schweres Päckchen zu tragen hatten, nicht aus den Augen zu verlieren. Diesem Ansinnen hat sich der Patriot auch in diesem Jahr verschrieben und fand für seine traditionelle Weihnachtsspende eine Initiative mit einem sehr passenden Namen: den Arbeitskreis Vergissmeinnicht.

Von Sanimir Osmic

Rüthen – Seit mehr als vier Jahrzehnten bietet die Rüthener Vereinigung Menschen mit Behinderung und ihren Familien einen breiten Fundus an Aktivitäten und die Möglichkeit, um sich auszutauschen und eine gute Zeit zu verleben. Mehr als wohl die meisten anderen Gruppierungen leidet der Arbeitskreis allerdings unter der Pandemie und hat dieses Jahr nahezu komplett seine Aktionen runtergefahren, berichtet das Vorstandstrio aus Gabi Köhne, Stefanie Kamp und Rainer Look. So blieben etwa die monatlichen Treffen oder auch das gesellige Kegeln auf der Strecke.

Aber zumindest zum Jahresende hatten rund 40 Aktive jüngst die Gelegenheit, auf Abstand und unter Einhaltung der 2G-Regel eine Adventsfeier abzuhalten. Stefanie Kamp war dabei begeistert, wie gut die Teilnehmer die Corona-Situation und die damit verbundenen Maßnahmen meistern: „Die achten teilweise mehr auf die Regeln als manch ein anderer“.

Bei dieser Gelegenheit hätte sich einmal mehr gezeigt, wie sehr alle Beteiligten das Beisammensein genießen, betont der Vorstand. Deswegen ist die Vorsitzende Gabi Köhne auch guter Dinge, dass der Arbeitskreis trotz der Pandemiedurststrecke nicht in Vergessenheit geraten wird. „Da mache ich mir keine Sorgen“, verweist sie darauf, dass so bald wie möglich wieder losgelegt werden soll.

Trotz Pandemie
keine Funkstille

Dies bedeute allerdings mitnichten, dass absolute Funkstille herrsche. Ganz im Gegenteil werde umso mehr über das Telefon miteinander gesprochen, und auch über Nachrichtendienste auf dem Smartphone werde Kontakt gehalten. Dabei werde nicht selten danach gefragt, wann es denn endlich wieder losgehe. „Die scharren bereits mit den Hufen“, so Look.

Mit dem so genannten Lockdown im Frühjahr 2020 wurden die Aktivitäten eingestellt und seitdem nicht mehr hochgefahren. Eine seltene und willkommene Ausnahme stellte eine gemeinsame Außenveranstaltung im September an der Gänsewirtschaft in Drewer dar. Mit Blick auf die Mitglieder werde mit viel Vorsicht in Zeiten der Pandemie gehandelt, betont der Vorstand. Zudem sei es nicht so einfach möglich, etwas spontan zu initiieren. Unter Berücksichtigung der verschiedenen Behinderungen, der zeitlichen Rahmenbedingungen und der Mobilitätsmöglichkeiten sei eine weitreichende Planung erforderlich. „Wir sind praktisch Organisations-Genies“, fasst Rainer Look diese Aufgabe augenzwinkernd zusammen.

Bevor das Coronavirus Einzug hielt, stellte die Vereinigung neben wiederkehrenden Angeboten – wie die Zither-Gruppe, in der das Zupfinstrument zum Klingen gebracht wird – auch immer wieder Touren auf die Beine, zum Beispiel zum Allwetterzoo nach Münster oder auch ins Varieté-Theater nach Bad Oeynhausen. Dabei sind sowohl Menschen mit Behinderung als auch ihre Familien mit von der Partie, erläutert der dreiköpfige Vorstand.

Der Arbeitskreis weise in seinen Reihen rund 50 Aktive im Alter zwischen Ende 20 und über 80 Jahren auf. Wie die Vorstandsmitglieder erläutern, stammen diese aus einem beachtlichen Einzugsgebiet, welches von Lippstadt bis Kallenhardt und von Warstein bis Büren reicht. Dabei sei jeder willkommen, ganz gleich ob mit geistiger oder körperlicher Behinderung oder nicht. Die ehrenamtlich Aktiven hätten die verschiedenen Bedürfnisse der Mitglieder im Blick, brächten die nötige Fürsorge auf und seien bei Bedarf kreativ. So habe der Vater von Stefanie Kamp eigens ein Kegelgestell gebaut, welches einer Orgelpfeife gleiche und dem einen oder anderen Vergissmeinnicht-Kegler dabei helfe, alle neune zu treffen.

Im Jahr 1977 aus der Taufe gehoben

Im Vergleich zu der gleichnamigen Blume, die als Symbol der Freundschaft und der Erinnerung gilt, steht der Rüthener Arbeitskreis Vergissmeinnicht zudem noch für den gegenseitigen Austausch und gemeinsame Aktivitäten. Laut Stefanie Kamp fanden 1977 acht Familien zusammen und hoben die Gemeinschaft aus der Taufe. Bei regelmäßigen Treffen wollte man sich gegenseitig Tipps geben und Erfahrungen austauschen. Aber auch das Teilen manch seelischen Kummers und auch heitere Lebensfreude fanden Platz bei den Zusammenkünften.

„Nächstes Jahr sind wir schon 45 Jahre auf dem Markt“, schaut Rainer Look zufrieden zurück. Manche seien bereits seit den Anfängen dabei. Auch wenn es manchmal etwas stressig werden könnte, bereite das Wirken im Arbeitskreis immer wieder viel Freude. Und die Vorsitzende Gabi Köhne betont mit Blick auf die Mitglieder: „Das ist eine schöne Truppe, die zusammengewachsen ist“.

Patriot-Weihnachtsspende geht an den Arbeitskreis Vergissmeinnicht

Der Patriot nimmt sich zum Ende des Jahres traditionell einer karitativen Sache an, um den Menschen im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung etwas zurückzugeben. Normalerweise spendet das Verlagshaus in den geraden Jahreszahlen eine Summe an einen wohltätigen Zweck, und in den Jahren dazwischen wird mit dem Geld eine Weihnachtsfeier für alleinlebende Senioren ausgerichtet. Wie Patriot-Verleger, Herausgeber und Geschäftsführer Christoph Barnstorf-Laumanns hierzu erläutert, sei eine solche Veranstaltung vor dem Hintergrund der Pandemie allerdings nicht vertretbar gewesen, weswegen auch in 2021 eine Geldspende in die Region fließt – dieses Mal geht sie nach Rüthen. So konnte sich der Arbeitskreis Vergissmeinnicht für Menschen mit Behinderung über die Summe von 2500 Euro freuen.

Wie die Vorsitzende Gabi Köhne und ihre Vorstandskollegen Stefanie Kamp und Rainer Look bei einem Termin im Patriot-Verlagshaus in Lippstadt erläuterten, kommt das Geld überaus gelegen, denn die Vereinigung finanziere sich ausschließlich über Spenden. Mit der finanziellen Unterstützung des Patriot könne beispielsweise ein Tagesausflug für die Mitglieder bestritten werden. Bei einer solchen Tour käme mit Blick auf den nötigen Bus, eventuelle Eintrittskarten und die Verpflegung für rund 50 Teilnehmer schnell eine vierstellige Summe zusammen.