Nanu, wer ist der Doppelgänger?

von Redaktion am 26. Januar 2024 09:07 Uhr Kinder -  Lesezeit 2 min

Kreis Soest – Hallo, ich bin Winni, die kleine Wiesenweihe. Meine Freundin Rubi, das Rebhuhn, hat mir einen Brief aus meiner Heimat, der Hellwegbörde, geschickt. Darin berichtet sie mir, dass sie einen Vogel sah, der fast genau so aussah wie ich. Eine Wiesenweihe kann es nicht gewesen sein, wir sind alle schon längst in Afrika angekommen, um hier zu überwintern. Aber wer könnte dieser Doppelgänger sein?

Ich habe mich etwas umgehört und habe erfahren, dass Konrad, die Kornweihe, in der Hellwegbörde unterwegs ist. Kornweihen und Wiesenweihen, meinen beide das Gleiche?

Wir Weihen sind miteinander verwandt. Äußerlich ähneln wir uns stark. Genau wie ich hat Konrad ein graues Gefieder mit schwarzen Flügelspitzen und gelben Beinen. Aber die Kornweihe hat eher ein Gesicht wie das von einer Eule. Die Weibchen und Jungtiere sind braun gefärbt. Ihre Unterseite ist heller mit gelb-braunen Streifen.

Der Name Kornweihe passt eigentlich gar nicht zu Konrad und seinen Artgenossen. Die Kornweihen brüten, anders als wir Wiesenweihen, nur selten in Getreidefeldern. Stattdessen suchen sie in Mooren, Sümpfen, Heiden und Küstenmärschen nach geeigneten Brutplätzen. Vielleicht sollten wir beide den Namen tauschen – oder Konrad sollte sich Sumpfweihe nennen. Naja, jetzt heißt er nun mal so, wie er heißt.

Konrad ist ein Wintergast in der Hellwegbörde. Von Nordskandinavien aus flog er in die Hellwegbörde, um hier den Winter zu verbringen. Im Frühjahr geht die Reise zurück in den Norden, wo er brütet. Einige Kornweihen brüten auch an den Küsten und auf den Inseln im Norden Deutschlands. In mäusereichen Jahren kann es vorkommen, dass sogar hier in der Hellwegbörde Kornweihen brüten. Das ist etwas ganz Besonderes! Mäuse fressen die Kornweihen nämlich ziemlich gerne und auch viele davon.

Die Kornweihen sind extrem selten geworden. Damit die Menschen mehr Flächen in der Landschaft nutzen können, wurden Sümpfe, Moore und feuchte Wiesen trockengelegt. Ausgerechnet die Orte, in denen Konrad so gerne brütet! Dadurch wird es für ihn immer schwieriger, einen guten Neststandort zu finden und seine Jungen großzuziehen.

Aber die Menschen geben sich Mühe, geschützte Bereiche zu schaffen, an denen die Kornweihen ungestört Nachwuchs bekommen und großziehen können. Das klappt auf den Ostfriesischen Inseln schon mal ganz gut. Trotzdem muss noch mehr geforscht werden, um zu verstehen, warum es immer weniger Kornweihen gibt. Denn ohne Schutz könnten die Kornweihen bald ganz verschwinden.

In meiner nächsten Geschichte erzähle ich dir mehr von einem Vogel, der ganzjährig in der Hellwegbörde bleibt. Hast du schon eine Idee, wer es sein könnte?

Konstanze Münstermann ist bei der Kreisverwaltung zuständig für den Vogelschutz und schreibt für Kitz regelmäßig Winnis Tagebuch.