„Platz für den großen Raffael!“

von Redaktion am 12. April 2024 09:27 Uhr Kinder -  Lesezeit 2 min

Von Thomas Felder

Diese zwei Engel kennen alle – garantiert. Sie wurden millionenfach abgedruckt auf Kaffeebechern oder Regenschirmen, auf Bettwäsche oder Geschenkpapier. Erstaunlich ist: Die kleinen Engel (der linke hat sogar nur einen Flügel) sind lediglich Randfiguren eines großen Gemäldes. Das heißt „Sixtinische Madonna“ und hängt in Dresden, der Hauptstadt des Bundeslandes/Freistaat Sachsen.

Im Mittelpunkt des Bildes steht Maria, also die Madonna, die das Jesuskind auf ihrem Arm trägt und auf Wolken geht. Die beiden kleinen Engel, man nennt sie Putten, sitzen am unteren Bildrand. Sie machen rein gar nichts, schauen nach oben und sehen sehr niedlich aus. Unabhängig vom Hauptbild wurden sie populär – wohl noch mehr als das eigentliche Gemälde.

Der Maler der „Sixtinischen Madonna“ heißt Raffael, mit vollem Namen Raffaello Santi. Er wurde 1483 in der Stadt Urbino in Italien geboren und lebte bis 1520. Raffael gilt als einer der wichtigsten Künstler der Renaissance. Das war eine berühmte Phase in der Kunstgeschichte im 15. und 16. Jahrhundert.

Raffaels erster Lehrer war sein Vater, heißt es. Als der hoch talentierte Junge gerade einmal acht Jahre alt war, kam er in die Ausbildung eines Malers namens Pietro Perugino. Ein Papst, Julius II., holte den jungen Maler 1508 nach Rom. Raffael, der auch Architekt war, erhielt den Auftrag, mehrere Räume des Papst-Palastes im Vatikan auszumalen. Das sind die berühmten Stanzen.

Als Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens gilt die „Sixtinische Madonna“,die er etwa um das Jahr 1513 malte. Raffael und anderen Künstlern der Renaissance ging es aber wohl nicht darum, Innerlichkeit, etwa Frömmigkeit, auszudrücken, sondern um die pure Schönheit, die Anmut, um die Kunst als reine Form. „Der innere Glanz der Heiligkeit fehlt“, heißt es in einem Text über Raffael. Das unterschied ihn offenbar von Matthias Grünewald, von dem in der ersten Folge unserer Serie über große Künstlerinnen und Künstler die Rede war.

Die „Sixtinische Madonna“ wurde 1754 vom damaligen sächsischen Kurfürsten August III. gekauft und nach Dresden gebracht. Dort hängt das Bild in der Gemäldegalerie Alte Meister. Es gibt eine nette Geschichte über die Ankunft des Gemäldes. Kurfürst August soll sich extra von seinem Thron erhoben und mit lauter Stimme ausgerufen haben: „Platz für den großen Raffael!“ Das zeigt, wie sehr der sächsische Herrscher die Kunst des Malerfürsten aus Italien verehrte. Heute ist Raffael populärer denn je – und seine beiden kleinen Engel sowieso.

Die Renaissance

Die Renaissance ist ein Kunststil im 15. und 16. Jahrhundert. Renaissance ist französisch und heißt übersetzt Wiedergeburt. Das bedeutet, etwas vereinfacht gesagt, dass man sich wieder auf die großen künstlerischen Werke der Antike besann, also die Zeit der alten Griechen und Römer. Die Renaissance betonte die klassische Schönheit und Harmonie.