Was für, Brudi? Save, Digga!

von Ursula Vielberg am 24. November 2023 10:08 Uhr Kinder -  Lesezeit 3 min

Jugendliche leben in ihrer eigenen Welt. Das wird schon an der Sprache deutlich. Wer bei Ausdrücken wie „Nicer Flex“ oder: „Komm Bro, Kino geht auf meinen Nacken“ eine Übersetzung braucht, der ist entweder schon zu alt oder noch zu klein. Um nicht völlig lost zu gehen, haben wir uns von Schülern und Schülerinnen im Kreis Soest die Jugendsprache erklären lassen.

Kreis Soest – Es ist kurz nach 13 Uhr, der Schulhof des Soester Archi-Gymnasiums gleicht einem Wimmelbild. Und es wird schnell deutlich: Zu einer lockeren Sprache gehört auch eine lockere Kleidung. Die Sechstklässler Max, Jacob und Jannis haben eine Art Freunde-Uniform: Alle drei tragen weite Baggy Pants, Kapuzenpulli und Nike-Schuhe. Ist das Outfit ein Muss? „Save“, sagt Jacob und meint: Auf jeden Fall. Skinny Brakka, also hautenge Jeans, sind für sie cringe – peinlich.

„Hier auf dem Pausenhof hört man schon viele Wörter der Jugendsprache“, sagt Max. Und er benutzt sie auch. Genauso wie seine Freunde. Jannis: „Man möchte etwas cooler sein. Und sich vielleicht mit der Sprache von Erwachsenen abgrenzen.“

Die Lehrer reagieren mit fragenden Blicken, teils auch mit amüsiertem Lächeln. „Es kommt häufiger vor, dass sich die Pausenaufsicht zu uns umdreht“, verrät Jacob. Die Lieblingsvokabeln der drei sind „Bruda“, „Diggah“, „save“ und „flexen“. Goofy, das Jugendwort des Jahres, haben sie aber noch nie benutzt.

Jannis ist in die Jugendsprache buchstäblich reingewachsen. Wenn er morgens ins Bad kommt, fragt ihn sein älterer Bruder: „Hey, was geht?“ Bei Max ist es anders: Jugendsprache ist für ihn nur eine Pausenhof-Sprache. „Wenn ich zu Hause bin, benutze ich sie eigentlich kaum“, so der Neuengeseker.

Ortswechsel, Alterswechsel. Jahrgangsstufe 12 des Ostendorf-Gymnasiums. Christina (18), David, Pepe, Gordon und Marcel (alle 17) opfern ihre Mittagspause, um über den Slang der Heranwachsenden zu sprechen. Marcel sagt: „Jugendsprache ist eher gesprochene Sprache, zumindest bei mir. Bei Handy-Nachrichten benutze ich sie kaum.“ In Klausuren und Hausaufgaben erst recht nicht. Pepe meint: „Die Jugendsprache kommt schon etwas banaler rüber. Es zeigt viel über eine Person, wer welche Wörter benutzt.“

Coole Sprache ist nicht immer angebracht

David verwendet gerne die coolen Begriffe. Er sagt aber auch: „Man muss wissen, wann die Jugendsprache angebracht ist und wann nicht – zum Beispiel im Unterricht oder später bei Bewerbungen.“ Aber es kann vorkommen, dass die Jugendsprache abfärbt. „Meine Oma versucht immer ein paar Worte der Jugendsprache einzubauen. Ich finde das gut“, lacht Christina. Auch ihre Großmutter wird früher eine Jugendsprache genutzt haben. Denn ein Rückblick in die vergangenen Jahrzehnte zeigt: Jede Zeit hat ihre Jugendwörter, die rätselhaft klingen.

Als Ausdruck der Bewunderung nutzte man knorke (1930er), dufte (1960er), bombastisch (1970er) oberaffengeil (1980er), ultrakrass (1990er), fett (2000er) und slay (2023).

Jugendliche befinden sich in der Selbstfindung und müssen herausfinden: Wer bin ich? Das funktioniert häufig über Abgrenzung zur etablierten Gesellschaft. Ein Werkzeug dazu ist die Sprache, die kreativ, eigen und provokativ sein soll.

Wörterbuch: Jugendsprache – Deutsch

Goofy – Tollpatsch

Lost – ahnungslos, unsicher

Digga/Diggah – Anrede für einen Kumpel

Slay – Ausdruck der Bewunderung

Yolo – you only live once: du lebst nur einmal

Cringe – peinlich, zum Fremdschämen

Auf meinen Nacken – auf meine Kosten

Smash – jemanden attraktiv finden

Nice – das war toll, klasse

Period – das steht fest, das ist gesetzt

Save – auf jeden Fall, ganz sicher

Flexen – mit etwas prahlen, angeben, protzen

Siu(uuu) – wenn etwas unfassbar Gutes passiert

Bro/Bre/Bruder/Brudi/Bruderherz – Kumpel, Freund

NPC – Non-Player-Charakter, wird für Personen genutzt, die nur passiv am Geschehen teilnehmen

Tamam – okay, alles in Ordnung

Kek – Versager, Loser

Sus – verdächtig (vom engl. Wort suspect)

No front – nimm es nicht persönlich
Wallah – ich schwöre (bei Gott)
Was für – Ausdruck des Widerspruchs (stimmt nicht) oder der Empörung (was soll das?)